Vancouver Island nach Seattle - 16.9.2023
- p
- 17. Sept. 2023
- 5 Min. Lesezeit
Heute heißt es tschüss Kanada, hello again USA, falls sie uns wieder reinlassen. Aber erst müssen wir etwas Gas geben. Tagwache ist um 7.30 Uhr, denn wir müssen die Fähre erwischen. Aus für uns nicht mehr nachvollziehbaren Gründen, haben wir diese ab Victoria gebucht. Das ist die Stadt im Süden, Fahrzeit dahin 2 Stunden, auf der nicht sonderlich attraktiven Strecke. Die Fähre soll um 12.15 Uhr ablegen, wir möchten aber rund eine Stunde früher da sein, um etwas Spatzig zu haben und damit unsere Reservation nicht verfällt.
Eigentlich liegen zwei Anlegestelle für Fähren praktisch vor der Haustüre, rund 20 Minuten mit dem Auto. Ob es die spannendere Strecke zwischen den Inselchen hindurch war, die uns die Fähre ab Vicotria buchen ließ oder ein Anfall von geistiger Umnachtung. Wir wissen es nicht. Ich habe gestern ein paar mal versucht umzubuchen, aber die Kurse zu vernünftigen Tageszeiten liessen sich nicht mehr reservieren. Jäh nu, das ist nun halt so.
Kaffee und Zmorgen auf unserem kleinen Balkon mit der herrlichen Aussicht lassen wir uns trotzdem nicht nehmen. Einfach etwas kürzer, es blendet sowieso noch mehr, da die Sonne noch etwas tiefer steht, und das gibt bekanntlich Falten. Ich wage einen letzten Versuch für eine Umbuchung und siehe da, plötzlich lässt sich ein Platz auf einer Fähre in der Nähe um 10.15 Uhr reservieren. Mehrkosten 24 kanadische Dollars, also nix, wenn wir dafür nur 20 und nicht 120 Minuten fahren müssen. Schnell bestätigen und hoffen, dass das wirklich klappt.
Zeit zum trödeln haben wir trotzdem nicht. Zwar bleiben uns zwei Stunden Fahrt erspart, die Fähre legt aber zwei Stunden früher ab. Also Koffer packen etc. Bisher habe ich mich immer ein wenig beschwert, dass es in Hotels und AirBnbs zu wenig Ablageflächen und Stauraum hat. Nicht hier, es stehen eine Menge Kommoden und Kästen herum mit einer Vielzahl von Schubladen, wo man schnell mal was hingelegt haben könnte. Zwar versuchten wir unseren Plunder nicht zu streuen, aber es ist natürlich schnell mal passiert.
Nach dem etwas längeren Kontrollgang, dass wir nix liege gelassen haben, beladen wir das Auto. Zudem wurden wir bei unserer Ankunft gebeten, den Müll, vor unserer Abreise, getrennt nach Bio, Plastik/Papier und Rest, in die entsprechenden Tonnen vor dem Haus zu werfen. Für die Putzfrau sei das zu streng. Wie sie die Wohnung reinigen und die Betten beziehen, aber nicht unsere paar leeren Plastikflaschen entsorgen kann, ist mir ein Rätsel. Aber was soll‘s, wir machen das, wie wir gebeten worden sind.
Danach düsen wir los in Richtung Fähre. Die Trauer darüber, dass wir unserer gesprächigen Gastgeberin und ihrem redseligen Herrn Gemahl nicht begegnet sind vor der Abreise hält sich in Grenzen. Obwohl wir mit der gebuchten Fähre ja die perfekte Ausrede gehabt hätten, ein möglicherweise wieder längeres Gespräch abzukürzen.
Beim Fährterminal angekommen sind wir leicht gespannt ob die Umbucherei tatsächlich geklappt hat. Die nette Dame bei der Einfahrt zum großen Parkplatz für die wartenden Autos scannt unseren neuen Barcode, ihr Gerät piepst fröhlich und mit dem Hinweis uns in Reihe 17 anzustellen und einem freundlichen Lächeln verabschiedet sie sich.
Kurz vor 10 wird mit dem Beladen des Schiffs begonnen. Dieses ist größer als die Fähre auf der Hinfahrt. Samstags sind wohl die regelmäßigen Fährenfahrer unterwegs. Die Mehrheit der Passagiere bleibt in ihren Autos sitzen. Für uns unverständlich, aber mir soll’s reicht sein. Als Binnenländer zieht es uns nach oben an die frische Luft. Diese, und die Möglichkeit die Beine zu vertreten, würde ich aber glaub auch suchen, wenn ich regelmäßig die Strecke fahren würde, statt zwei Stunden im Auto zu sitzen. Andererseits, bei so vielen Drive-Inns im ganzen Land, passt es irgendwie.
Auf alle Fälle ist es, vielleicht auch deshalb, sehr ruhig auf dem Oberdeck. Dieses hat am Bug ein großes Fenster, hinter dem man vor dem Wind geschützt die Fahrt mit Blick auf das vor dem Schiff liegende Meer und die umliegenden Inseln genießen kann. Hinter der Scheibe ist es angenehm warm, das Deck vibriert leise von den Maschinen und es schwankt ganz leicht. Viel fehlt nicht und ich schlaf ein.
Die Kamera haben wir zwar griffbereit, aber mehr um von der Landschaft Bilder zu machen. Wir wissen, dass die Chance von hier oben Wale zu sehen recht gering ist. Also genießen wir die Fahr auch ein wenig hinter der Glasscheibe. Sollten doch Wale zu sehen sein, so würden wir das sicher mitbekommen. Vielleicht wäre auch der Herr Kapitän so nett und würde darauf hinweisen.
Um 12.15 legen wir an und haben bald wieder das Festland unter unsren Rädern. Bis zur Grenze dauert die Fahrt rund 30 Minuten. Google Maps zeigt eine Verzögerung von 4 Minuten an. Das geht ja noch. Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich zwar auf einer Tafel an der Autobahn eine Wartezeit von 2 Stunden angezeigt.
Und da ist die Grenze auch schon. Ich mach‘s kurz. Wir haben rund 50 Minuten gewartet, aber auch nur, weil wir anfangs mal kurz auf eine falsche Spur gewechselt haben. Diese wäre eigentlich für Grenzgänger mit irgendeinem speziellen Ausweis reserviert gewesen. Das haben wir aber nicht realisiert (echt nicht, Ehrenwort!). Kurz vor der eigentlichen Grenze konnten wir wieder auf die normalen Spuren wechseln und haben so aber eine große Anzahl Autos überholt. Falls die das gemerkt haben, hatten sie sicher Freude an uns. Dafür haben wir danach von sechs Spuren diejenige mit dem langsamsten Zöllner erwischt.
Von Schengen haben die hier noch nie etwas gehört. Es wird jedes einzelne Auto kontrolliert. An der Grenze zu Mexiko verstehe ich das ja, aber zwischen Kanada und den USA….?! Als wir an der Reihe sind stellt uns der Zöllner die mehr oder weniger üblichen Fragen, die wir offenbar zu seiner Zufriedenheit beantworten und „schon“ sind wir wieder in den USA.
Die Fahrt nach Seattle ist etwas mühsam. Es herrscht ein hohes Verkehrsaufkommen und wir stehen immer wieder mal im Stau oder im stockenden Kolonnenverkehr. Nach einem Kafffee im Ihrwisstschonwo, übernimmt Ralph den Beifahrersitz und die Rolle des Navigators. Seine freundliche Damen in Google Maps hat beschlossen nach dem Grenzübertritt die Ansagen auf Englisch zu machen. Ist ja auch logisch, wir sind jetzt in den USA und nicht mehr im Westen Kanadas…..so ganz des Englischen mächtig ist sie allerdings nicht und vor allem kennt sie die Zahlen nur auf Deutsch. Das hört sich dann so an: „Turn left and follow the I-fünf for the next fünfundvierzig miles.“ Weshalb es zudem die gleiche Stimme wir auf Deutsch ist und diese mit einem tollen deutschen Akzent spricht, ist mir etwas schleierhaft.
So gegen fünf sind wir im Hotel in der Nähe des Flughafens. Von hier aus sind wir recht schnell mit öV oder Auto in der Innenstadt von Seattle. Ich hab im Voraus schon mal darauf hingewiesen, dass wir quasi auf Hochzeitsreise sind und so gibt es ein Zimmer im obersten Stock und einen Gutschein für 50 $ für das Abendessen im hauseigenen Restaurant. Das kommt zwar nicht an unsere Stammlokalkette in Kanada heran, aber hey, so von wegen geschenktem Gaul und Maul und so.
コメント